Fundstücke. Aus meinem Lebensborn-Universum | |
Wenn man sich – wie ich – ein Vierteljahrhundert mit dem Lebensborn beschäftigt, entwickelt man einen „Blick“. Hier ein paar Beispiele aus der Bei der Durchsicht meiner Bücher finde ich ein schmales Bändchen, das ich komplett vergessen hatte: Es ist ein Kalender für das Jahr 1927, der Titel „Lebensborn. Ein Jahresweiser für innere Erneuerung“. Vor ewigen Zeiten erstanden, durchgeblättert, weggestellt, vergessen. Gekauft habe ich es damals als Beleg dafür, dass das Wort „Lebensborn“ nicht erst mit der SS-Organisation, also 1935, erfunden wird. Auf meine Ausgabe des Kalenders – es ist die erste - folgen vierzehn weitere, 1941 ist dann Schluss. Dem Verlag und dem Schriftleiter wurde die Verwendung des Wortes „Lebensborn“ untersagt. Dabei passen Inhalt, Gestaltung und Gesinnung des Kalenders von Anfang an zum „Lebensborn e.V.“ – also auch schon vor 1933. Und hier ist nicht mehr von Wasser die Rede – sondern von einem ganz anderen Stoff. Auf den ersten Blick blättert man sich durch harmlose Lieder und Gedichtchen, dumme Sinnsprüche („Wo Frauen lieben den Spiegel, da hassen sie den Tiegel“) und plakativ-rustikale Holzschnitte. Auf den zweiten liest man Texte, in denen es um „Rassenverbesserung“ oder „Volksaufartung“ geht, die erklären, warum eine Ehe nur mit einem (makellosen) Gesundheitszeugnis geschlossen werden sollte oder wie sich Ehen im Krieg verändern. Das ist schon NS-Sprache – und NS-Denke, bereits 1927ff. |