
Im Vordergrund der Klinikeingang - im Hintergrund das mächtige Gebäude des ehemaligen "Kriegsmütterheims" ©dsk
Ein Klick auf Bild öffnet weitere Fotos
![]() |
Braune Spuren. Das ehemalige „Kriegsmütterheim“ in Stettin/Szczecin |
Jetzt sind hier Sprechzimmer, Behandlungszimmer, Büros untergebracht, keine Krankenzimmer. Damals, seit Juni 1940, lebten hier Frauen mit ihren Kindern, Lebensborn-Mütter, die in Stettin ihrem Beruf nachgingen, während die Kinder tagsüber im „Kriegsmütterheim“ betreut wurden. Auch so ein Tarnname, wie ihn die Nazis gern benutzten. Denn nicht der Krieg war der Grund, warum die Frauen hier lebten. Sie waren ledig und hatten ein Kind, das war ihr Problem. Manche blieben zwei, drei Jahre, meine Begleiterin mit ihrer Mutter zum Beispiel. Weil es für sie erst einmal keine andere Lösung für ein gemeinsames Leben gab. Und der Lebensborn konnte sich brüsten, wieder einmal „das Beste“ für Mutter und Kind getan zu haben. Aber dass dieses Heim so riesig war! Ich hatte mir zwei kleine, kuschelige Häuser vorgestellt … Wir zählen die Fenster: Danach gab es 25 Wohneinheiten auf einer Ebene, das Heim muss also eine Kapazität von etwa 150 Plätzen gehabt haben! Das war „großer Stil“ – und von langer Hand geplant. Mit dem Bau muss schon vor dem Krieg begonnen worden sein. Eine solche Anlage stampft man nicht aus dem Boden. Um die Ecke, erzählt meine Begleiterin zwischendurch, lagen früher die „Kückenmühler Anstalten“, eine große Psychiatrie. 1940 wurden die Patientinnen und Patienten abtransportiert und ermordet – sie galten als „unwertes Leben“. Danach kamen diejenigen, die sich für „wertvoll“ hielten - die SS. Sie nutzte die Gebäude als Kaserne und Lazarett. Schon im Weggehen entdecken wir an den Stirnseiten des „Kriegsmütterheims“ 30 verwitterte Holztafeln mit eingeschnitzten Figuren. Bäuerlich gekleidete Frauen beim Spinnen, Weben und Stricken. Ansonsten Männer, heroisch-muskulös: Drei Tischler, drei Töpfer, drei Bauern - Motive einer Berufswelt, die von den Nationalsozialisten idealisiert wurden. Zwei Tafeln zeigen allerdings ein anderes Motiv: Da marschieren BDM-Mädchen in Uniform und eine Schar HJ-Jungen, mit einem Trommler vorneweg Vor der Kirche der ehemaligen „Kückenmühler Anstalten“ steht eine Infotafel. Hier – nichts. Ich würde mir wünschen, dass die Schnitzereien auf dem Müll landen, wenn die Sanierung komplett ist … |