
Hier liegt Filehne - mitten im so genannten "Warthegau", wie die westliche Region Polens unter NS-Besatzung bezeichnet wurde
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Wer oder was sind eigentlich "Filehne-Kinder"? |
Ich halte mich an Hannes Dollinger: Wie ist er zum „Filehne-Kind“ geworden? Tatsächlich hatte er einige Stationen hinter sich, ehe er am Kriegsende im Lebensborn-Heim „Hochland“ landete. So steht es in dem Buch „Kind unbekannter Herkunft“, das seine Geschichte erzählt: Im Berliner Bundesarchiv finde ich in einem dicken Dokumenten-Band (BArch NS 48/30) zufällig ein paar Zeilen über Filehne. Unter der Überschrift „Unterbringung von Kindern im Warthegau“ heißt es in einem Schreiben von Inge Viermetz vom Lebensborn-Vorstand (16.9.1943): Inge Viermetz war im besetzten Polen unterwegs, um Heime für die Unterbringung von Lebensborn-Kindern zu suchen, weil das Kinderheim in Kohren-Sahlis ständig überfüllt war. Außer Filehne besichtigte Viermetz ein Heim an der Bahnstrecke Posen-Hohensalza, andere in den Kreisen Kalisch, Gostingen, Punitz … lauter Orte und Kreise im Westen Polens, die nun deutsche Namen tragen. Und dann entdecke ich ein Vernehmungsprotokoll von 1949, in dem eine Anne-Marie Gruen über Filehne berichtet (Arolsen Archives 6.1.2 / 82491382) - sie hat dort nämlich gearbeitet. Danach wurden in Filehne zwischen Januar 1943 und Januar 1945 insgesamt 40 Kinder untergebracht, zehn Waisenkinder, 30 norwegische Kinder. Die ersten 15 kamen im April 1944, im Dezember 1944 wurden noch einmal 15 eingeliefert. Einen Monat später flüchtete Anne-Marie Gruen mit ihnen Richtung Westen … Und wo liegt jetzt Filehne? Eine alte Karte mit deutschen Ortsnamen findet sich im Internet … Schneidemühle, heute Piła, liegt nördlich von Posen, Filehne, heute Wieleń, nicht weit davon entfernt. Was für eine Irrfahrt für die norwegischen Kinder. Wie Pakete hin- und hergeschickt – das trifft den Nagel auf den Kopf! |