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Wie ist der „Lebensborn“ in meinen Kopf gekommen? |
Irgendwann tauchte die Frage auf: Seit wann kenne ich das Wort „Lebensborn“ eigentlich? Aus der Schule bestimmt nicht. Von Betroffenen auch nicht. Dass Christa Wolf über die angeblich „gelenkte Zeugung“ geschrieben hatte, war mir neu. Aber mit war sofort klar, dass das nur in ihrem Roman „Kindheitsmuster“ gewesen sein konnte. Darin spürt und denkt sie – in Gestalt der Figur Nelly – über ihr Aufwachsen in der NS-Diktatur nach. Damals war Christa Wolf tatsächlich ein gläubiges BDM-Mädchen. Christa Wolf – versicherte mir eine Wolf-Expertin – habe historische Fakten und Hintergründe immer sorgfältig recherchiert. Umso bitterer, dass sie dem Lebensborn-Mythos auf den Leim gegangen ist. Allerdings gab es in den 1970er Jahren, als Wolf den Roman schrieb, nur ein Sachbuch über den Lebensborn, im Westen - und die Verfasser Hillel/Henry redeten der „Zuchtanstalt“ das Wort. Und davor den unsäglichen Film von Artur Brauner und das unsägliche Buch von Will Berthold. Sensationslüstern ausgeschmückte Gemälde der „Zuchtanstalt“. „Kindheitsmuster“ kam 1979 in Westdeutschland heraus. Wenig später habe ich den Roman gelesen … und dabei hat sich das Wort „Lebensborn“ in meinem Kopf festgehakt. So fest, dass ich mir 1987 in meinem Buch „Frauen ohne Kinder“ (1987) zwei Sätze über den Lebensborn nicht verkneifen konnte. Da war er für mich eine „Zuchtanstalt für arischen Nachwuchs“ (S.29). |